Der Klang OM

 
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Seit meinem Indienaufenthalt und Besuch im Yogasudha, Ayurvedic hospital (www.yogasudha.in), in der Nähe von Kochin, beginne und beende ich unsere gemeinsame Yogastunde mit der Silbe OM – eine kleine Einkehr um Ruhe zu finden und dich mit deinem eigenen Ton zu verbinden.

Regelmässig tauchen in der Yogastunde Fragen auf wie: „Wieso machen wir das? Was bringt das? Und überhaupt, was soll das?“ Diese Fragen sind natürlich berechtigt. Ich weiss, dass dies in unserer Tradition nicht üblich ist und der Yoga auch nicht bei uns entstanden ist.

Ich erinnere mich bestens an ein Retreat von 1996 in Indien: Der Saal, besetzt von 150 Menschen, rezitierte 60 Minuten lang gemeinsam das OM. Ich, mittendrin, stellte mir dieselben Fragen wie meine Yogaschüler heute: „Was ist das?“ Die Intensität dieses Klanges hat mich unglaublich fasziniert. Bis zu meiner Ausbildung als Yogalehrerin wusste ich allerdings nicht, woher diese Silbe stammt und weshalb man sie praktiziert.

Der Klang OM meint eine Einheit von allem was existiert. Der Klang OM ist das Urwort, das alle anderen Worte und die ganze Welt, ja sogar das Universum, umfasst. Gerne teile ich mit euch die Erläuterungen der Silbe OM aus den indischen Philosophietexten (Upanischaden):

Maitrî Upanischad

„Wenn man den Atem mit der Silbe OM verbindet,
und die ganze Vielfalt der Welt eint,
oder sie von selbst verbunden sind,
so ist dieses als Yoga bekannt.
Die Einheit von Atem, Denken und Sinnen
und das Loslassen aller Seinszustände wird Yoga genannt.“

Nachfolgend teile ich gerne einen Text des Tantrismus, wie er von Dr. Anand Nayak geschrieben wurde

„Nachdem man die Silbe des OM meditiert hat, die Gestalt einer Erbsenkugel, sollte man in seiner Mitte das Bild seiner Göttlichkeit betrachten, indem man es sich im Mund vorstellt (Brahmarandhra). Sofort wird man dasselbe Licht haben wie der Bodhisattwa, dasselbe Licht wie der Jambu-Fluss, der wie die aufgehende Sonne erscheint.

Nachdem man die Silbe des Ah meditiert hat, die Gestalt einer Erbsenkugel, sollte man in seiner Mitte das Bild seiner Göttlichkeit betrachten, indem man es sich im Mund vorstellt. Sofort wird man dasselbe Licht haben wie das Erscheinungswissen, dasselbe Licht wie der Jambu-Fluss, der wie die aufgehende Sonne erscheint.

Nachdem man die Silbe des Hum meditiert hat, die Gestalt einer Erbsenkugel, sollte man in seiner Mitte das Bild seiner Göttlichkeit betrachten, indem man es sich im Mund vorstellt. Sofort wird man dasselbe Licht haben wie der Diamant-Leib, dasselbe Licht wie der Jambu-Fluss, der wie die aufgehende Sonne erscheint.“

So möchte ich alle ermutigen mit der Rezitation der Silbe OM tief in seinem Innern den eigenen Ton zu erforschen.

Liebe Grüsse
Patricia

Bei Fragen zu einzelnen Wörtern aus dem Sanskrit könnt ihr in der Yogastunde auf mich zukommen, ich gebe euch gerne Auskunft.

Buchempfehlungen:
1. Upanischaden - „Die Heiligen Schriften Indiens meditieren“ von Bettina Bäumer, ISBN 3- 466-20424-0
2. „Die innere Welt des Tantra - Eine Einführung“ von Dr. Anand Nayak, ISBN 3-451-05113-3

Gerda Imhof