Pratyahara - über den Rückzug der Sinne

 
 

Liebe Yoga-Interessierte

Unsere Sinnesorgane sind das, was unser Leben auf dieser Erde erlebbar machen. Von Natur aus wenden sich unsere Ohren den Klängen zu und unsere Nase wendet sich den Gerüchen zu. Unsere Sinnesorgane lassen uns sehen, hören, riechen, schmecken und spüren. Sie machen erlebbar, wie sich das Leben in uns ausweitet.

Die Sinnesorgane liefern uns stets neue, für unseren von Natur aus abgelenkten Geist, spannende Impulse. Diese Impulse reizen unsere Tätigkeit im Gehirn und nähren den Geist immer wieder aufs Neue. So kommen neue Gedanken, wenn nicht sogar ganze Gedankengänge ins Rollen, was unser Bewusstsein im gewohnten, “beschäftigten” Modus weiterlaufen lässt. Sich diesem Mechanismus erstmals bewusst zu werden ist wichtig für die Kultivierung der Innenschau und den Rückzug der Sinne.

Bei Pratyahara geht es um den Rückzug der Sinne von den äusseren Objekten. Der Geist wird von äusseren Ablenkungen befreit, die gesamte Wahrnehmung strömt nach innen. Es ist ein sehr bewusster Zustand, du bist ganz bei dir.

Während wir Yoga üben, können wir uns komplett auf uns fokussieren, die Scheinwerfer nach innen richten und liebevoll unsere Innenwelt betrachten - von Asana zu Asana. Dabei geht es für mich nie um das Ausführen der perfekten Körperform, sondern um die Beobachtung meiner Innenwelt, indem ich all meine Sinne zurückziehe und in mir sammle. Ich horche nach innen, höre meinen Atem. Ich spüre nach innen, bemerke meine Körpertemperatur, meinen Puls. Ich spüre in meinen Körper, orientiere meine Körperteile in der Form und betrachte die Belastung auf Füssen oder Händen. Ich schau nach innen, sehe, wie mich gewisse Asanas fordern. Yoga beinhaltet für mich immer einen liebevollen, respektvollen Umgang mit mir, meinem Körper, meinen Gedanken. Ich entferne mich bewusst von Leistung und Bewertung, was den Alltag zum Teil stark beherrscht. Ich manövriere mich entschlossen ins Hier und Jetzt und beobachte neugierig mein momentanes Körperbefinden.

Diese Momente in der Yogapraxis machen für mich die Essenz des Yoga aus. Wenn ich bemerke, dass sich die Kursteilnehmenden während der Yogapraxis sich selbst näherkommen und immer wieder bewusste Momente bei sich, im Hier und Jetzt verbringen.

Üben wir bewusst immer wieder den Rückzug in uns, bemerken wir, wie wir uns nicht mehr in einer Tätigkeit, sondern in einem Zustand des “Seins” befinden. Wir bewegen uns weg vom alltäglichen “Tun” im Aussen und streben ein bewusstes “Sein” im Innen an. Und so verlieren die Sinne quasi ihre Funktionen im Aussen. Die Sinne ziehen sich zurück: in den Körper, in den Geist, in die Seele. Die Sinne ziehen sich zurück ins “Sein”.

Solltest du Fragen zu Pratyahara und dem 8-gliedrigen Pfad des Patanjali Yogasutra haben, kannst du mich gerne kontaktieren.

Auf viele weitere Momente, die dich in deiner Yogapraxis vom Tun ins Sein und somit ein Stück näher zu dir führen.

Von Herzen
Vero

Piera Bachmann